Mitmachen statt nur Zugucken: Soziokultureller Abend rundet ereignisreiches Jahr für StadtLand Kultur e.V. ab

+++ Künstler*innen aus vielen Ländern bei Soziokulturellem Abend
+++ Open Stage mit spontanen Beiträgen und Jamsession bis spät nachts
+++ Jahresrückblick: Fortschritte bei Traumanetzwerk und Bundespreis für Jazz am Schießberg

Calw, 06.01.2019 | Mit einem abwechslungsreichen Soziokulturellen Abend kurz vor Weihnachten ging ein ereignisreiches Jahr 2018 für StadtLandKultur e.V. zu Ende. Das bunte Programm auf der sogenannten Open Stage im Forum am Schießberg war ein lebhaftes Abbild der Arbeit, der sich der gemeinnützige Verein verschrieben hat: Als Netzwerk für gesellschaftliches und kulturelles Miteinander im Landkreis Calw baut StadLandKultur Brücken zwischen Kultur und Integration und geht neue Wege der Bewältigung psychischer Traumatisierungen.

 Der Soziokulturelle Abend am Freitag vor Weihnachten war in mehrfacher Hinsicht ein Höhepunkt im Sinne des Vereinszwecks. Wie kaum an anderer Stelle musizierten auf der Bühne von Jazz am Schießberg – die jüngst mit dem Spielstättenprogrammpreis APPLAUS 2018 ausgezeichnet wurde – Profis, Nachwuchsmusiker und Amateure gemeinsam. Beiträge aus Ländern wie Afghanistan, Eritrea, Ecuador oder Tschechien bereicherten das Programm und ließen alle schmerzhaften Erinnerungen für einen Moment in den Hintergrund treten. Gerahmt wurde der Abend von Musikern des Calw Large Ensembles, die zum krönenden Abschluss bis kurz vor Mitternacht mit Mitgliedern des Trommel-Clans jammten. Unvergessen bleibt auch ein unkonventionelles, in die Jetzt-Zeit verlegtes Krippenspiel inklusive E-Bike und Zumba.

Ein Höhepunkt vor allem deshalb, weil diese Form des Miteinanders einen leichten, spielerischen Umgang mit einem komplexen Thema ermöglicht: Traumabewältigung wird erst durch Integration möglich – und Integration wiederum funktioniert am besten durch kulturelle Partizipation.

Dabei sind psychische Traumatisierungen beileibe kein neues Phänomen. Durch traumatische Ereignisse bedingte psychosomatische Belastungen und Folgestörungen sind in Deutschland seit Generationen eine wesentliche Ursache von Einschränkungen von Gesundheit und Wohlbefinden, in der weiteren Konsequenz auch von Konflikten und Gewalttaten. Ein Bewusstsein für die Tragweite dieser Problematik und der zugrundeliegenden neurophysiologischen Zusammenhänge war jedoch auch nach den beiden Weltkriegen und ihren fatalen Auswirkungen in der deutschen Gesellschaft lange Zeit nicht vorhanden – erst in der heutigen Arbeit mit zum Teil schwer traumatisierten Flüchtlingen aus den aktuellen Krisengebieten wird vielen ehren- und hauptamtlichen Helfern klar, dass dieses Thema uns alle betrifft.

 Unter dem Titel „Mitmachen statt nur Zugucken“ hat StadLandKultur deshalb vor einigen Jahren begonnen, mit Geflüchteten und Ehrenamtlichen zweigleisig zu arbeiten. Durch kulturelle Partizipation und kreative Angebote einerseits, durch Information und Weiterbildung andererseits. So wurden unter anderem Gitarrengruppen auf den Weg gebracht, die bei verschiedenen Anlässen öffentlich auftraten. Außerdem wurden mehr als 50 Freiwillige als Traumahelfer*innen ausgebildet, die seither in Traumafokussierten Sandspiel-Gruppen als Begleit- und Vertrauenspersonen für betroffene Kinder zur Verfügung stehen.

An diese wichtigen Fortschritte beim Aufbau eines Traumanetzwerks im Kreis Calw möchte StadtLandKultur im neuen Jahr anknüpfen. Gemeinsam mit dem Landkreis, dem Diakonieverband und der Erlacher Höhe sind für 2019 weitere Projekte in Planung, darunter Traumafokussierte Metallarbeit für junge Erwachsene sowie soziokulturelle Aktionstage und eine Auszeichnung für integrative Jugendkulturprojekte.

Das nächste Konzert bei Jazz am Schießberg findet am Freitag, 18. Januar 2019 um 20 Uhr mit dem Alaa Zouiten Quartett und TALKING OUD statt. Weitere Informationen: www.stadtlandkultur.de und www.jazzamschiessberg.de.