Einladung zum Netzwerktreffen am 15.04.2018

Das nächste StadtLandKultur-Netzwerktreffen findet wie folgt in lockerem Rahmen statt:

Sonntag, 15.04.2018, 18 – 20 Uhr, Gaststätte Schlupfwinkerl in Calw-Stammheim

Wir würden uns freuen, viele neue und bekannte Gesichter dort zu sehen, um uns über laufende Projekte und neue Ideen auszutauschen!

Mitgliederversammlung und Netzwerktreffen am 4.3., 11-14 Uhr in Neubulach

Calw, 27.02.2018 | Der Verein StadtLandKultur e.V. lädt Mitglieder und Interessierte zur diesjährigen Mitgliederversammlung mit Netzwerktreffen am kommenden Sonntag, 4.3.2018, 11-14 Uhr im Brauhaus Rössle in Neubulach ein.

Im Anschluss an den formellen Teil werden aktuelle Projekte und neue Vorhaben vorgestellt. Der gemeinnützige Verein StadtLandKultur e.V. hat sich Anfang 2017 als Netzwerk für gesellschaftliches und kulturelles Miteinander im Landkreis Calw formiert. Er trägt unter anderem den Aufbau eines Traumanetzwerks, Projekte in der Flüchtlingshilfe sowie die Konzertreihe Jazz am Schießberg.

Die Versammlung findet in der historischen Jagd- und Bauernstube im Brauhaus Rössle in Neubulach mit der Möglichkeit eines gemeinsamen Mittagessens statt. Weitere Informationen: info@stadtlandkultur.de.

Helfer lernen Sandspieltherapie kennen

Von Roland Stöß 29.01.2018 – 09:42 Uhr

Aufstellen zum Gruppenbild (von links): Birgit Auer (Diakonie), Helmut Leipersberger (verantwortlicher Therapeut), Gerlinde Unger (Diakonie), Rolf Johnen, die 1000. Teilnehmerin Isabell Stahl, Beate Leinberger und Thomas Loew. Foto: Stöß Foto: Stöß

Aufstellen zum Gruppenbild (von links): Birgit Auer (Diakonie), Helmut Leipersberger (verantwortlicher Therapeut), Gerlinde Unger (Diakonie), Rolf Johnen, die 1000. Teilnehmerin Isabell Stahl, Beate Leinberger und Thomas Loew. Foto: Stöß

Neubulach/Calw – 56 engagierte, ehrenamtliche Laien wurden in einem Zweitages-Seminar qualifiziert, traumatisierte Flüchtlingskinder und -jugendliche seelisch zu unterstützen. Das Besondere: Der Erfinder des inzwischen weltweit angewandten Projektes, Thomas Loew, begrüßte in Calw die 1000. Teilnehmerin Isabell Stahl.

Erfreulich: Bei offiziellen Stellen ist die Unverzichtbarkeit dieses Projektes anerkannt worden. Der Calwer Organisator Rolf Johnen erhielt finanzielle Zusagen von verschiedenen Stellen (Stadt Calw, Landkreis Calw, Fonds für Flüchtlingsarbeit). Mitunterstützer sind ferner der Diakonieverband Nördlicher Nordschwarzwald, gefördert vom Deutschen Hilfswerk.

Loew, ärztlicher Leiter der Regensburger Uniklinik in Sachen Psychosomatik, hatte angesichts des unerwartet großen Teilnehmerandrangs die Kinder- und Jugendpsychologin Beate Leinberger zum Zwei-Tage-Seminar mitgebracht.

Individuelle Betreuung

Dieses richtete sich an alle Helfer und Interessierten, um zu erfahren, was es bedeutet, ein Trauma zu erleiden. Diese ehrenamtlichen Traumahelfer, so dürfen sie sich in Zukunft nennen, treten demnächst die Aufgabe an, betroffene Flüchtlingskinder und -jugendliche individuell zu betreuen. „Unser Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu helfen. Ein nicht verarbeitetes Trauma beeinflusst sonst das gesamte weitere Leben“, so Loew. Die Folgen aus zig-tausendfachen, nicht verarbeiteten Kriegstraumata könnte die Gesellschaft kaum verkraften.

Diese Initiative ergriff Loew, als er 2015 erkannte: Die Zahl traumatisierter Flüchtlinge, insbesondere der Kinder und Jugendliche, ist einfach zu groß, “ als dass wir sie im Rahmen der kurz und mittelfristig zur Verfügung stehenden Ressourcen unterstützen können. Da wir bei konventionellem Vorgehen bei etwa 3000 Kinder-psychotherapeuten und 700 Kinderpsychiatern und mit etwa 150 000 traumatisierten Kindern rechnen müssen, würde das 1,5 Millionen Behandlungsstunden entsprechen. Selbst wenn wir uns nur auf die größten Krisen beschränken: Das ist nicht zu leisten.“

Er nahm mit diesen Zahlen allen potenziellen Kritikern den Wind aus den Segeln. „Eigentlich sind wir in Deutschland schon ohne Flüchtlinge in dieser Frage unterversorgt.“ Sie spielten damit auf die unversorgten psychosomatischen Leiden Einheimischer an. „Wie wäre es mit einem Erste-Hilfe-Kurs für die Seele?“

Loew und Leinberger erklärten anschaulich, was es heißt, traumatisiert zu sein. Brennende Menschen, Giftgas, der verstümmelte Vater, Bombenlärm, offene Gräber mitten in der Stadt, Trennung von der Familie, Kälte und Hunger. All das und viel mehr gilt es zu verarbeiten.

Ruhig sowie gelassen

Mut macht, dass die Kinder lernen wollen. Dass die Kinder die Erwachsenen spiegeln. Darin liegt auch ein Erfolgsgeheimnis der Therapie. Sind die Helfer ruhig und gelassen, lernen das die Kinder recht schnell ebenso. Das Kind kommuniziert mit den Helfern wortlos. Es braucht nicht gesprochen zu werden. Gerade Kinder werden durch „Beziehung und Bindung“ durch das Leben getragen. Exakt dieses Bewusstsein wurde in diesem Kurs geschaffen.

Loew ist optimistisch, weil er die innere Einstellung und das Engagement dieser 56 Helfer sieht. Diese opfern ihre Freizeit, möchten helfen, übernehmen Verantwortung. Sie bereichern sich übrigens dadurch auch selbst. „Wir können so ein Projekt gestalten, weil wir es hier mit Erwachsenen zu tun haben.“ Die (laienhaften) Trauma- helfer werden bei ihrer Tätigkeit nicht alleine gelassen. In Calw werden ausnahmslos immer die Psychologen Helmut Leipersberger und Rolf Johnen anwesend sein. Somit sind sie zur Stelle, wenn der Helfer nicht weiter weiß. Die Verantwortung liegt bei den Therapeuten.

Die angehenden Traumahelfer lernten in Neubulach praktisch und am eigenen Leib, wie eine Sandspieltherapie aussieht und durchgeführt wird. Abwechselnd – aus der Sicht des Kindes und des Therapeuten.

Sie lernten die gesundheitsfördernde Wirkung einer beruhigenden Atmung und die positiven Einflüsse des Singens. Auch positive Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung und positiv wirkende Übungen (bilaterale Stimulation, die liegende Acht, EMDR-Behandlung, SURE) zeigten den Schulungsteilnehmern Erstaunliches.

Negative Beeinflussung

Im Pressegespräch gefragt, was seine Motivation für diese außergewöhnliche Initiative sei, antwortete Rolf Johnen mit einem einfachen Satz: „Da muss man doch etwas machen. Das ist doch ein Zeichen der Menschlichkeit.“

Johnen hat die beiden Regensburger Referenten auf die Gefahr hin engagiert, auf den nicht unerheblichen Kosten sitzen zu bleiben. Nun sind er und die Teilnehmenden sehr dankbar und freuen sich über die Finanzspritzen der Stadt Calw, des Landkreises und dem Fonds für Flüchtlingsarbeit (initiiert von Saskia Esken, Mitglied des deutschen Bundestages).

Loew machte allen offiziellen Stellen die Rechnung auf, dass dies eine gewinnbringende Investition ist. Umgekehrt, was es, nicht nur finanziell, für die Gesellschaft bedeutet, wenn ein Kriegstrauma unverarbeitet bleibt. Dass das gesamte weitere Leben negativ beeinflusst wird, wurde am Ende jedem Teilnehmenden klar.

Als Loew dann auch noch die vielfältigen, schwierigen und kulturellen Hintergründe beleuchtete, die Geflüchtete begleiten, wurde hier und da viel neues Verständnis erzeugt. Beispiele machten deutlich, wieso jemand ein bestimmtes Verhalten mitbringt.

„Damit müssen wir umgehen.“ Loew machte auch unmissverständlich klar: „Mit etwas umgehen heißt nicht, alles zu akzeptieren“ Wir sind sehr kompromissbereit. Wir gehen in vielen Situationen auf diese Menschen zu und sind hilfsbereit. „Doch gilt es, klare Kante zu zeigen; Regeln aufzuzeigen, die es einzuhalten gilt.“ Mit allen Konsequenzen.

Ausbildung zum Trauma-Helfer

Traumaforscher Thomas Löw schult Ehrenamtliche. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote
Traumaforscher Thomas Löw schult Ehrenamtliche. Foto: privat 

Calw-Wimberg. Den Kindern, die aus Kriegsgebieten stammen, wünscht man allenthalben eine gute Zukunft in Deutschland. Doch einige von ihnen sind erheblich traumatisiert. Dieser Zustand verhindert eine wünschenswerte Entwicklung. Die Folgen werden die Kinder selbst, aber auch die Gesellschaft dauerhaft zu tragen haben.

Traumaforscher Thomas Löw aus Regensburg hat ein Konzept entwickelt, das auch Laien schnell erlernen können. Dazu gehören Verständnis, Sandspieltherapie oder Malen. Zwei Tage lang werden Ehrenamtliche geschult. Eine solcher Kurs findet vom 27. bis 28. Januar im Schwarzwald-Sportzentrum Neubulach statt (Korrektur des Webadmin: Im Artikel ist fälschlicherweise die Wimbergschule genannt). Es sind noch Plätze frei.

Aus Kostengründen muss niemand fernbleiben

Beim Organisator auf Calwer Ebene, Rolf Johnen, laufen alle Fäden zusammen. Bei ihm können Interessierte weitere Informationen erhalten. Johnen lässt wissen, dass aus Kostengründen kein Interessierter fernbleiben muss.

Auch bietet der Kurs viel, um den persönlichen Horizont in Sachen Persönlichkeitsbildung zu erweitern, also dürfte die Teilnahme gewinnbringend sein. Die Anmeldungen zum Zwei-Tages-Seminar sind möglich bei Rolf Johnen, E-Mail rolf.johnen@gmail.com oder Telefon 07051/70 03 19.

Im ganzen Land zu Hause, in Calw aufgetreten

Frieder Pfeiffer und Kai Podack boten gemeinsam „The lady is a tramp“ dar. Foto: Stöß

„Calw Large Ensemble“ – diese Ankündigung wirkte wie eine Werbebotschaft. Die Veranstaltung im Forum des Hermann Hesse-Gymnasiums in Calw hielt jedoch Wort.

Das Benefizkonzert mit Calwer Großaufgebot war groß. Sogar extra groß. Riesig. Zehn Künstler boten Musik vom Feinsten zugunsten von lokalen Musikprojekten sozial benachteiligter und geflüchteter Kinder und Jugendlicher.

Alleine die Namen der musizierenden Protagonisten waren für Kenner der Szene Zungenschnalzer. Der veranstaltende Verein „StadtLandKultur“ bot damit einen kulturellen Höhepunkt zwischen Weihnachten und Neujahr.

Urs Johnen, Vorsitzender und gleichzeitig Musiker am Kontrabass, zeigte sich demütig und dankbar angesichts des Terminstaus vieler Menschen um die Weihnachtszeit herum. Dennoch bot ein gut besuchtes Forum den würdigen Rahmen für dieses hochwertige Musikereignis.

Diese Musiker, inzwischen in ganz Deutschland zu Hause, zieht es immer wieder in den Heimatort zurück. Man kennt und vertraut sich. Das merkt man bei jeder Interpretation, bei jedem Takt.

Was geboten wurde, war stilistisch vielseitig. Egal ob Swing, Jazz, Pop gespielt wurde, es wirkte alles harmonisch. Hochwertig ist es allemal, dieses Zehn-Mann-Band-Projekt mit manchem Profi.

So Kai Podack. Der frühere Aurelianer mit eigener Bigband ist mittlerweile im ganzen Land bekannt. Swing ist sein Ding. Mit dem seinem Stück „Männersport“ sowie dem einfühlsamen „Foolish heart“, gepusht durch diese einzigartige Bühnenpräsenz, hatte Podack im Nu die Zuhörer auf seiner Seite.

Dann das Calwer Multi-Talent Frieder Pfeiffer (studierter Sänger, Sport-Reporter, Schauspieler bei Mania-Pictures). Er und Podack boten gemeinsam „The lady is a tramp“, als ob der 80 Jahre alte Song der ihre wäre. Gelernt ist eben gelernt. Am Ende waren sie auch mit Lionel Richies „Easy“ für einen Höhepunkt zuständig. Dieser Hit war geradezu perfekt für den Ausklang eines wunderbaren Abends geeignet.

Der Drummer Thomas Aman ist in der regionalen Musikszene kein Unbekannter mehr. Der Musikpädagoge von der Musikschule Renningen gab in diesem Jahr bei verschiedenen Acts als Schlagzeuger und Percussionist den Takt an. Die Bläser Fausto Ruque, Achim Olbrich und Stefan Schneider zeigten, egal ob es Jazz, Ballade oder Swing war, ihre Instrumente passten wie aus einem Guss. Vollkommen das „Besame mucho“ als Bossa nova mit starken Trompeten.

Jeder der Instrumentalisten erhielt für die jeweiligen Soli wiederkehrend Sonderbeifall. So auch Vitek Spacek. Dieser setzte mehrfach seine Gitarrenläufe perfekt in die Arrangements.

Apropos Arrangements: Da waren noch die beiden Pianisten Thomas Bauer und Alexander Wienand. Beide ausgezeichnete Könner des Tastenlaufs. Wienand, inzwischen mehrfach geehrter Preisträger in der deutschlandweiten Kunstszenerie, ist auf vielen deutschen Bühnen zu Hause. Umso erfreulicher: Wienand ist immer wieder gern gesehener und gehörter Gast bei Jazz am Schießberg.

Eigene Kompositionen

Auch diesmal überraschte er mit eigenen Kompositionen und seiner ihm eigenen Virtuosität am Piano. Wienand taucht voll und ganz in die Klänge seines Instrumentes ab. Das Publikum, einmal gefesselt, ist schnell bereit, mit ihm zu gehen. Gemeinsam mit Frieder Pfeiffer – zuvor sang dieser wundervoll „Another day“ – unterstützte die Band Wienand zu dessen eigener Komposition „Early breath“. Der Text wiederum stammte aus der Feder Frieder Pfeiffers.

Beim Wienand-Arrangement „Angel Eyes“ bildeten sich Podack und Pfeiffer erneut zum stimmlichen Duett. Fausto Ruque, der Musiklehrer aus Ecuador, sang ein Venezolanisches Volkslied. Übrigens: Unter seiner Leitung wird eine Bläsergruppe gegründet.

Mit den Spenden sollen Instrumente angeschafft werden, um es Kindern zu ermöglichen, einen leichteren Zugang zu Bildung und Kultur zu erhalten.

Gelungener Abend in kultureller Vielfalt

Von Roland Stöß 28.12.2017 – 04:30 Uhr

 

Das „Brass-Esemble“ vor den gut besuchten Rängen der HHG-Forums. Foto: Stöß 

„Heute Abend wird es bei uns wuselig zugehen“, so Urs Johnen bei der Begrüßung. Der Abend hielt dann nicht nur das, was für das „Jazz am Schießberg – Weihnachtsspecial“ versprochen worden war. Er zeigte auch, dass Calw reich ist.

Und das nicht unbedingt im finanziellen Sinn, sondern kulturell: Hier wird Demokratie gelebt. Dadurch wagen sich andere nach und nach aus der Deckung und öffnen sich Neuem, Unbekanntem, Fremdem. Dazu trägt der Mitte des Jahres gegründete Verein StadtLandKultur bei, in dem er die Förderung von Kunst und Kulturim Landkreis Calw voran treibt. Dabei ist Toleranz, Völkerverständigung, friedliches, gesellschaftliches und kulturelles Miteinander sowie Integration von Menschen das Leitbild. Schon nach einem halben Jahr des Bestehens gibt es Hinweise, dass dieses zarte Pflänzchen des bürgerlichen Engagements gedeiht.

Gut besucht

Man versprach nun einen feierlichen, weihnachtlichen Festabend mit Musik und Bewirtung zum Abschluss des vom Sozialministerium geförderten Jahresprojekts „Mitmachen statt nur Zugucken“. Zu zwei Dritteln waren die Ränge des Forums im Hermann Hesse-Gymnasium (HHG), bekanntermaßen Schauplatz der erfolgreichen Konzertreihe „Jazz am Schießberg“, besetzt. Johnen freute sich „dass heute so viele Menschen zu uns gekommen sind, weil ja auch sonst in der Vorweihnachtszeit immer viel los ist“.

Gitarrengruppe läuft nicht

Ein bisschen Wasser in den Wein der Begeisterung goss Karin Kriese. Sie berichtete über die Bemühungen, eine nachhaltig bestehende Gitarrengruppe für Flüchtlinge und junge Menschen, die sonst keinen Zugang zu bezahltem Musikunterricht haben, zu installieren. Waren es zu Beginn 40 Interessenten, kann man heute konstatieren: Das Angebot, unterstützt durch die Werkrealschule, wird nicht angenommen. Der im Unterricht verbliebene harte Kern begleitete sich selbst zum gesungenen Kanon vom „Bruder Jakob“. Krieses Mann Fausto Ruque leitete und begleitete das kleine Ensemble, zu welchem Thomas Aman mit seinem Cajon, Karin Kriese an der Violine und Urs Johnen am Kontrabass hinzustießen. „Sag mir wo die Blumen stehen“ lud zum Mitsingen ein. International blieb es beim weihnachtlichen Wunsch „Feliz Navidad“.

Das „Brass-Ensemble“, ebenfalls geleitet von Fausto Ruque diesmal am Waldhorn, animierte das Publikum erfolgreich, bei den bekannten festlichen Weihnachtsliedern mitzusingen. Tristan Roberts an der Posaune, Peter Bauer an der Tuba und Andreas Fezer an der Trompete zeigten, wie schön diese Art von Blasmusik sein kann.

Breakdancer begeistern

Einen ebenso kleinen wie wertvollen Redebeitrag lieferte der Initiator des Netzwerks für Wertevielfalt im Nordschwarzwald, Hubertus Welt. Er wünsche sich, „mit diesen wunderbaren Verein in Calw zusammen zu arbeiten“, so Welt. Denn die Ziele deckten sich: Menschen zueinander zu bringen sowie demokratische Werte hoch zu halten.

Die Breakdancer des Calwer Jugendhauses entlockten dann dem Moderator Johnen ein „Wahnsinn“. Die meisten der Zuschauer folgten dieser auf den Punkt gebrachten Beschreibung gerne. Sie reagierten erstaunt und begeistert auf das, was die Jungs und Mädels unter der Obhut des Jugend- und Heimerziehers und Jugendhausmitarbeiters Yasin Akyüz, boten. Das war akrobatischer Tanz auf hohem Niveau. Vorurteile, sollte es die gegeben haben, lösten sich ins Nichts auf. Gerade hier zeigte sich, was Vielfalt bedeuten kann. Die frenetisch geforderte Zugabe wurde von den Gästen gerne gegeben.

Der Perkussionist Yayantha Gomes und sein Clan dockten stimmungsmäßig an. Auffallend war die Freude in den Gesichtern der Gomes-Trommler. Sehr gut wurde das hochwertige Saxofonspiel des Maurizio Brighina vom Publikum aufgenommen.

Weihnachtlicher Tango

Das Ende krönte dann das vorher Dargebotene. Die bereits erwähnte Improvisationsband Ruque, Kriese, Aman und Johnen bekam nochmals Verstärkung. Achim Olbrich mit seiner Posaune brachte den gängigen südamerikanischen Ton zu den Weihnachtsweisen aus Ecuador und Venezuela ein.

Diese Lieder, auch mal als Tango gespielt, gaben dem nahenden Christfest einen ganz anderen, zu hörenden Anstrich. „Mit meinem Esel in die Savanne (con mi burrito sabanero)“ beendete den Event. Aber nur fast, denn mit Frieder Pfeiffers Hilfe stimmten zum Ende alle gemeinsam, Musiker und Publikum, „Stille Nacht“ an.

Benefizkonzert

Am Mittwoch erlebte „Jazz am Schiessberg“ mit einem Benefizkonzert seinen Jahreshöhepunkt. Ein Großaufgebot aus der Calwer Musikszene von Rang und Namen war dabei: Kai Podack, Frieder Pfeiffer, Vitek Spacek, Stefan Schneider, Achim Olbrich, Fausto Ruque, Thomas Bauer, Urs Johnen, Thomas Aman musizierten zugunsten von sozialen und soziokulturellen Projekten.

Benefizkonzert mit dem Calw Large Ensemble am 27.12., 19 Uhr

Weihnachtsspecial  bei Jazz am Schießberg

Benefizkonzert mit Calwer Großaufgebot: Kai Podack, Frieder Pfeiffer, Achim Olbrich, Stefan Schneider, Fausto Ruque, Vitek Spacek, Thomas Bauer, Urs Johnen und Thomas Aman musizieren zugunsten von Musikprojekten mit geflüchteten und sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen.

Beginn 19 Uhr
Eintritt frei

 

Festabend mit Open Stage am 22.12.2017!

Für noch mehr kulturelles Miteinander im Kreis Calw:

Weihnachtlicher Festabend mit Musik und Bewirtung zum Abschluss des vom Sozialministerium geförderten Jahresprojekts „Mitmachen statt nur Zugucken“.

Unter anderem mit den Gitarrengruppen mit Geflüchteten, dem Calw Brass Ensemble, Breakdance und Improtheater sowie Jamsession zum Mitmachen.

Open Stage: Programmbeiträge willkommen! Vorschläge an info@stadtlandkultur.de.

Lasst uns froh und munter sein!

Traumahelfer unterstützen bei Selbsthilfe

Von Roland Stöß 06.12.2017 – 18:35 Uhr

Am 27. und 28. Januar ist in Calw ein Seminar für ehrenamtliche Helfer geplant. Für Initiator Rolf Johnen ist es eine „Erste Hilfe für die Seele – Traumahelfer unterstützen Flüchtlingskinder bei ihrer Selbsthilfe“.

Zahlreiche Interessenten besuchten die Informationsveranstaltung und betrachteten den Spiegelbaum im Foyer der VHS. Foto: Stöß 

Vorab betrachtete das Publikum einen Spiegelbaum im Foyer der VHS. Der Calwer Künstler Lothar Hudy und vier syrische Flüchtlinge schufen dieses Kunstwerk, bestehend aus 85 kleinen Spiegeln. Eine Zahl, die an die Lebensjahre Hermann Hesses angelehnt ist. Rolf Johnen erkannte in dem Friedensspiegelbaum einen Weg, „um das kulturelle Miteinander unter den hier Beheimateten und mit den Zugereisten zu fördern“. Der Spiegel diene als zweideutiges Symbol. Einerseits als Zeichen eigener Eitelkeiten und Wollust, andererseits eigener Selbsterkenntnis, Klugheit und Wahrheit. „Jemanden den Spiegel vorhalten oder das Spiegelbild der Seele – beides Redewendungen, die wir alle kennen“, so Johnen.

So war die Spiegelung, die Menschen sich gegenseitig bieten, Bestandteil des Vortrages des Professors der Regensburger Universitätskliniken, Thomas Loew. Beeindruckend war ein Beispiel eines vier Monate alten Fötus im Mutterleib. Dieser zeigte deutliche Reaktionen auf eine gespielte, lautstarke Stressszene im Umfeld der Mutter. Es sollte die erste Traumatisierung eines kleinen Menschenlebens darstellen.

200 Flüchtlingskinder

Ungleich schwerer vorstellbar, mit welchen Gedanken und Träumen ein kleines Kind nach selbst erlebtem oder gesehenen Gewaltverbrechen im Zuge eines Krieges zeitlebens konfrontiert ist, würde ihm nicht geholfen. Doch wer kann das leisten?

Loews Projekt macht inzwischen Schule. Das Thema „Traumatisierung und die Folgen für die Gesellschaft“ ist angekommen. Es wurde allzu deutlich: Die Gesellschaft, muss sich um Traumatisierte kümmern. Denn die Folgen unbehandelter Traumata werden ungleich größer sein. Tatsache sind deutschlandweit 600 000 Flüchtlingskinder. Ein Drittel davon benötigen Hilfe.

Auf Calw übertragen spricht man derzeit von 2000 Flüchtlingen. 600 davon sind Kinder. Ein Drittel davon wären schon 200, so Johnen.

Setzt man die Zahl der professionellen Kinder- und Jugendtherapeuten sowie deren zeitlichen Möglichkeiten dagegen, kann jeder ausrechnen, dass ein Problem besteht. Loew wie Johnen haben erkannt, dass auf Deutschland eine gewaltige Aufgabe zukommt, die mit den derzeitig vorhandenen Kapazitäten nicht gelöst werden kann. „Unser Versorgungssystem ist überfordert“, macht Johnen deutlich. Wenn diese Aufgaben nicht gelöst würden, seien drastische finanzielle und gesellschaftlich Folgen zu befürchten.

Unter der Überschrift „Kriegsschauplatz Gehirn“ beantwortete Loew die Frage „Wie funktioniert der Mensch?“. Er zeigte, wie das kleine Baby die Mutter spiegelt. Das Kind lernt. Gerade bei traumatischen Erlebnissen lerne das Kind und speichere das Erlebte.

Doch wie bewältigt man ein Trauma? Hier biete das Programm Loews Lösungsansätze. Eben dieses Programm, das nun auch in Calw anläuft.

Da die Therapeutenzahl, wie oben geschildert, nicht ausreicht, werden ehrenamtliche Helfer die Kinder betreuen. Alles unter der Obhut eines verantwortlichen Therapeuten. Loew nahm den Anwesenden Ängste.

Seminar vorab

Es wird ein Zwei-Tages-Seminar angeboten, welches Loew leitet. Bei großem Andrang hilft seine Kollegin.

Das Besondere: Das Konzept ist speziell für Laien ausgelegt. Jeder kann mitmachen und sieht sich in die Lage versetzt, traumatisierten Kindern und Jugendlichen hilfreich zur Seite zu stehen. Es sind keine Dolmetscher notwendig. Jeder kann das, sagt Loew. Kinder spielen ihr Leben. „Sie als Helfer sind einfach da und das ist wichtig. Sie wirken schon dadurch, dass Sie dem Kind Aufmerksamkeit widmen, dass Sie zur Verfügung stehen und Beziehung, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit anbieten. Wenn Sie entspannt und gelassen sind, wird das Kind ebenso entspannt und gelassen sein. Es erlebt durch Sie etwas, was es ohne Sie nie erlebt hätte. Diese Verlässlichkeit ist gegeben, denn Sie werden mal ausschließlich nur für das eine Kind Partner sein. Verlässlichkeit auch deswegen, dass die Stunden immer zur gleichen Zeit stattfinden.“

Beim Organisator auf Calwer Ebene, Rolf Johnen, laufen nun alle Fäden zusammen. Bei ihm können Interessierte Informationen und Rat einholen. Auch kann man sich für das Zwei-Tages-Seminar im Januar noch bis kurz vor Weihnachten anmelden (rolf.johnen@gmail.com oder Telefon 0 70 51/70 03 19).

Friedensspiegelbaum wird auf Markt präsentiert

Von Schwarzwälder-Bote 01.12.2017 – 18:05 Uhr

Es raucht, kreischt und blitzt im Gässchen zwischen Lederstraße und Stadtmauer in Calw. Doch kaum öffnet man die Tür zu Lothar Hudys Werkstatt, merkt man sofort: Hier wird vor allem gelacht.

Bestens gelaunt arbeiten einige junge Männer in Schutzkleidung unter Anleitung des auf Skulpturen aus Altmetall spezialisierten Calwer Künstlers an einem „Friedensspiegelbaum“, der am Samstag, 2. Dezember, ab 16 Uhr auf dem Calwer Weihnachtsmarkt, Bühne Oberer Marktplatz, vorgestellt werden soll.

Foto: Gemeinsam mit Flüchtlingen gestaltet Lothar Hudy eine Baumskulptur aus Metall. 

Ganz hinten in der Ecke, zwischen Unmengen an Kabeln, Metallteilen und Werkzeugen, zeigt ein Drahtmodell, wie dieser Friedensspiegelbaum einmal aussehen wird. Das mit Spiegelelementen behangene Metallgestänge wird vom Landkreis Calw mitfinanziert und soll in den nächsten Wochen zu verschiedenen Anlässen präsentiert werden.

„Der Friedensspiegelbaum steht für die Idee eines groß angelegten soziokulturellen Theatervorhabens unseres Vereins, das den Arbeitstitel ›Wir im Spiegel der anderen‹ trägt und im Februar 2018 starten soll“, erklärt Rolf Johnen, stellvertretender Vorsitzender des Vereins StadtLandKultur.

Im Moment stehen Ahmed, Said, Omar und Murhaf jedoch erst einmal vor der Herausforderung, die unhandlichen Einzelteile des aus Baustahl gefertigten Grundgerüsts durch die schmale Tür nach draußen zu bringen, ohne die Bausubstanz des vermutlich denkmalgeschützten Fachwerkhäuschens zu beschädigen. Alle deutsche Skepsis ist rasch entkräftet: In selbstverständlicher Teamarbeit – und fast ohne anzuecken – bugsieren die drei aus Syrien geflüchteten Männer das Metallgeäst hinaus.

Bevor nun weitergearbeitet wird, spendiert Lothar Hudy allen Anwesenden erst mal einen Tee. „Wenn ich eins bei der Arbeit mit meinen Jungs aus Afghanistan und Syrien gelernt habe, dann das: Erst mal wird Tee getrunken und gequatscht“, erzählt Hudy, der ebenfalls im Vorstand von StadtLandKultur aktiv ist. „Danach wird gemeinsam angepackt und gearbeitet.“ Kaum zu übersehen, dass diese Arbeit „seinen Jungs“ Spaß macht. „Lothar haben wir vor ein paar Wochen im Kaffeehaus kennengelernt“, erzählt Ahmed, 28-jähriger Elektriker aus Damaskus. „Es macht viel Spaß, mit ihm in der Werkstatt zu arbeiten!“

Wertvolles Signal

Seit Ahmed und Said aus Damaskus, Omar aus Deirezor und Murhaf aus Homs flüchten mussten, konnten sie nicht mehr in ihren erlernten Berufen arbeiten. Seit zwei Jahren lernen sie stattdessen an fünf Tagen in der Woche Deutsch. Mit hervorragendem Erfolg, wie die fließende Unterhaltung beweist. Mit seiner offenen Werkstatt hofft Lothar Hudy, den jungen Männern neben einem produktiven Zeitvertreib auch einen Vorteil beim Einstieg in eine Berufsausbildung zu verschaffen. „Ein Zertifikat über Werkstatterfahrung kann ein wertvolles Signal für einen künftigen Arbeitgeber sein.“